Sonntag, 8. Mai 2011

Nazi Denkmal

Foto: Kunst (aus: Kaldewei: Stedingsehre, 2006)


Die Freilichtbühne "Stedingsehre" wurde ab 1934 im niedersächsischen Bookholzberg bei Bremen errichtet. Es entstand eine Tribünenanlage mit massivem Kulissendorf nach einem Entwurf des Bühnenarchitekten Reimann. Das Kulissendorf soll das Dorf Altenensch darstellen, in dessen Nachbarschaft die freien Bauern, die sich Stedinger nannten, von den Bremer und Oldenburger Bischöfen im Jahr 1234 blutig unterworfen wurden. Seit 1834 erinnert nahe Altenesch bereits ein Gedenkstein, aufgestellt vom Oldenburger Herzog (als symbolische Wiedergutmachung) an die Schlacht.
Die Nazis erkannten die symbolische Qualität des Stoffes – die Unterdrückung freier, stolzer Bauern durch Bischöfe. Sie entschieden sich, für das Bühnenstück des Oldenburger Schriftstellers August Hinrichs – "De Stedinge" - eine eigene Freilichtbühne zu errichten.
Das Kulissendorf bestand aus zahlreichen Fachwerkhäusern, einer massiven Kirchen (Innen Beton, Außen Feldsteine), einem Wassergraben und sogar einem Deich mit einer Sielöffnung.
Die Besondere Qualität der Anlage bestand darin, dass man von der Tribüne über das täuschend echte Kulissendorf hinwegblicken konnte und im Hintergrund, auf der Niederung der Wesermarsch, das tatsächliche Altenesch, den historisch belegten Ort der Schlacht erkennen konnte. In Bookholzberg entstand ein Spiel oder ein wirkungsvolles Miteinander von Simulation und Realität.
Viele tausend Menschen besuchten das Bühnenstück, sie wurden mit Zügen aus Oldenburg und Bremen gebracht.
Doch bereits 1937 wurden die Aufführungen beendet. Die Idealisierung des deutschen Bauern passte nicht mehr in die nationalsozialistische Ideologie. In den Fachwerkbauten wurde eine "Gauschulungsstätte" eingerichtet, weitere Bauten wurden errichtet.
1943 wurde die Kirche von einer Fliegerbombe zerstört – man kann aber noch die Grundmauern erkennen. Die Fachwerkbauten werden vom Berufsbildungswerk Bookholzberg genutzt. Die Tribüne befindet sich in einem traurigen Zustand – immerhin konnte eine Überbauung der denkmalgeschützten Anlage vor einigen Jahren verhindert werden.

Foto: (c) Nils Aschenbeck

Foto: (c) Nils Aschenbeck

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