Dienstag, 3. Mai 2011

Entwurfsmoratorium!

Niemand hat Deutschland in den letzten sechs Jahrzehnten so sehr zerstört - wie die Architekten. Häuser, die sehenswert sind, wurden mit Sicherheit vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Architektonische Katastrophen stammen mit Sicherheit aus der Zeit danach. Man hat den Eindruck, das nach 1945 (vermutlich schon ein paar Jahre länger) die Architekten dazu ausgebildet werden, monströse Gebilde in bis dahin schöne Städte zu setzen. Jede Generation rechtfertigt Architektensünden mit dem Hinweis, dass man eben zeitgemäß bauen müsse, dass ein Bauwerk die Zeit repräsentiere. Arme moderne Zeit! Geht es uns so viel schlechter als den Menschen um 1880 oder um 1900. Haben wir diese unsensible Architektur, mal ganz in Beton oder, wie heute, meist ganz aus Glas, wirklich verdient? Gehen Sie in die Städte, die im 19. Jahrhundert oder um 1900 groß geworden sind. Jeder Stadtteil aus dieser Epoche ist zehnmal attraktiver als jeder Stadtteil, der seit 1945 entstanden ist. Gibt es Ausnahmen? Ich kenne keine.
Im schweizerischen Basel entstehen seit Jahren extrem moderne Bauten, extreme Kästen, radikale Architektur, von Kritikern bejubelt. Doch wieso funktioniert diese Architektur in Basel? Weil sie im Kontext einer intakten Altstadt steht, weil sie aufgefangen wird von besserer historischer Architektur. Jeder des Basel-Neubauten der letzten 20 Jahre würde in einer der kaputten deutschen Städte nicht helfen, würde schon im benachbarten Lörrach deplaziert wirken. Die Schweizer Botschaft in Berlin, ist, mit Verlaub, eine architektonische Zumutung, die im Baujahr bejubelt wurde, die aber mit jedem jahr, das seitdem vergeht an Traurigkeit gewinnt. Berlin kann Chaos und Beton ertragen, aber die Stadt lebt von der Schönheit des 19. Jahrhunderts, von der Schönheit der "Mietskaserne".
Liebe Architekten. Baut ein Jahr lang keine eigenen Entwürfe. Kopiert bitte die Ideen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert (bis 1914). Verzichtet auf eigene Ideen, solange sie nur Moden wiedergeben. Manche Ausnahmen mögen gerechtfertigt sein. Ja, begründet eure eigenen Ausnahmen, erklärt, warum eure Entwürfe die Stadt nicht weiter zugrunde richten. Ich will mich gerne überzeugen lassen.

Sonntag, 1. Mai 2011

Sensenmann


gesehen im Bremer Ostertor-Viertel.
Foto: (c) Nils Aschenbeck