Dienstag, 24. Mai 2011

Draussen trinken - Mediterranisierung

In den Städten grassiert die »Mediterranisierung«, konnte man jetzt im Fernsehen lernen. Die Menschen verbringen ihre Abende und Nächte gerne draussen, treffen sich auf Plätzen, trinken Bier und lärmen. Anwohner sind verzweifelt, Ordnungsbehörden weitgehend machtlos.
Diese Tendenz, das Leben auf die Straße zu verlagern, ist seit etwa drei Jahrzehnten zu beobachten. Während es noch in den 1970er Jahren kaum Straßencafés gab (nur Biergärten waren eine Ausnahme), verlangen die Kunden heute von jeder Gastronomie ein Freiluft-Angebot. Ist es der Klimawandel, der die Menschen an die frische Luft lockt? Oder sind es die Rauchverbote in geschlossenen Kneipen und Restaurants, die ein Treffen im Freien attraktiver machen? Ich denke, die Mediterranisierung ist eine Errungenschaft der Globalisierung. Dass, was die Menschen im Urlaub positiv erleben, in Spanien, Griechenland oder Italien, das wollen sie in ihr privates Umfeld übertragen. Es ist also ein Prozess, der in der Nachkriegszeit begonnen hat und der sich immer weiter fortsetzt, der auch immer breitere Bereiche der Gesellschaft erfasst. In Bremerhaven wurde er vor zwei Jahren kommerzialisiert: dort steht das Einkaufszentrum »Mediterraneo«, das die neu gewachsenen Bedürfnisse der Menschen gezielt abfängt - mit einer pseudo-italienischen Kulissenlandschaft.